4,2 Hektar Solarstrom?


Photovoltaikpläne in Donzdorf: Proteste gegen Sonnenstrom vom Acker

 

https://www.swp.de/lokales/goeppingen/photovoltaikplaene-in-donzdorf-sonnenstrom-vom-acker-63561863.html

 

Wir sind gelinde gesagt entsetzt,wie nun innerhalb weniger Wochen zwei Projekte aus dem Hut gezaubert werden, die nur auf den ersten Blick nichts mieinander zu tun haben. In der Stellfelbe fünf Hektar Ackerflche für eine "langfristig" gedachte Erweiterung des bestehenden städtischen Gewerbegebiets und, der neueste Coup, 4,2 Hektar am westlichen Rand des ehemalig geplanten Gewerbeparks Lautertal für eine große Photovoltaikanlage mit geplanten 4000 kwp (Kilowattpeak).

 

Gerade mal ein Jahr ist der Bürgerentscheid mit einem klaren Votum gegen eine Bebauung der wertvollen Ackerböden her, da kommen schon neue Pläne auf den Tisch. Wir wollen hier jetzt etwas genauer auf die Argumentation und Diskussion bei der Gemeinderatssitung vom 28.03.2022 eingehen.

 

Die "nackten" Tatsachen und Zahlen, die uns präsentiert wurden betragen

 

  • 4,2 ha Ackerfläche sollen in Photovoltaikumgewandelt werden
  • Träger wäre das "Stauferwerk"
  • die Anlage soll ca. 4000kwp Strom erzeugen und damit 1400 Haushalte mit Strom versorgen
  • die Anlage wäre perfekt auf den Äckern des ehemalig geplanten Gewerbeparkas, da das Umspannwerk Süßen zur Stromabnahme sehr nah wäre und die optimale freie Südausrichtung 
  • im Gegensatz zur Sitzungsvorlage, die auch AGRI-PV als Möglichkeit betrachtete, hieß es dann in der Sitzung, diese Art der Ackerbewirtschaftung unter PV-Modulen würde eher im Obstanbau und Hopfenanbau bevorzugt.

 

 

Aus der Sitzungsvorlage geht außerdem hervor, 


  • dass man bei diesem Sitzungstermin gerne schon die Zustimmung des Gemeinderats für die Vorbereitung eines Aufstellungsbeschlusses für einen Bebauungsplan bekommen hätte 
  • dass man bis zur Sitzung am 16.05.2022 schon die Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange und der Öffentlichkeit einholen wollte
  • dass die Verwaltung gemeinsam mit dem Stauferwerk erste Gespräche mit den betroffenen Grundstückseigentümern aufnehmen soll
  • dass die Vertreter der Stadt Donzdorf in der Gesellschafterversammlung und des Aufsichtsrats des Stauferwerks die Initiative des Stauferwerks zur Errichtung der PV-Anlage unterstützen, um die finanziellen Rahmenbedingungen zu ermitteln
  • dass die Verwaltung, das Stauferwerk und die Bürgerenergiegenossenschaft Mittlere Fils eine konkrete Option der Bürgerbeteiligung vorbereiten soll
  • und dass man gerne schon bei der nächsten Sitzung am 16.05.2022 eine Beschlussfassung verabschiedet hätte.

 

Schon bei der Eröffnungsrede zu diesem Tagesordnungspunkt war von den vorgesehenen Beschlussvorschlägen keine Rede mehr (lag das eventuell an den mehr als 40 teilnehmenden Zuschauern?), vielmehr hieß es nun, man wolle grundsätzlich sehen, ob für dieses Vorhaben Konsens herrsche, schließlich sei das Gebiet ja letztes Jahr Gegenstand des Bürgerentscheids gewesen. Nach einer knapp einstündigen Diskussion wurde das Thema dann auch ohne Abstimmung geschlossen.

 

Allerdings haben wir nun zu den präsentierten Zahlen und Argumenten auch etwas zu sagen: 

 

  • 1400 Haushalte, die mit dieser Anlage mit Strom versorgt werden könnte, ist zu hoch gegriffen. Der durchschnittliche Stromverbrauch eines Haushalts beträgt lt. statistischem Bundesamt zwischen 3200 KWh für einen 2-Personen Haushalt und 4990 KWh für einen 3- und mehr Personen Haushalt. Ergo sind es nicht ca. 1400 Haushalte, die man mit dieser Strommenge versorgen könnte, sondern eher 800 - 1250 Haushalte. 
  • Diese Menge an Photovoltaikpaneelen findet z.B. auch Platz auf ca. 400 Einfaamilienhäusern. Auf Dächern ohne Dachaufbauten bekommt man ohne Probleme eine Anlage mit 10KWp installiert.
  • Wir haben in Donzdorf sehr viele Dachflächen von Gewerbebauten ohne Photovoltaik, wäre es nicht machbar, dort eine Energiekooperation mit den Stauferwerken einzugehen?
  • Wir vermissen ebenso, dass auf städtischen Gebäuden mit gutem Beispiel vorangegangen wird. Photovoltaik gibt es unseres Wissens nach nur auf der Lautertalhalle und den Grundschulen in Reichenbach und Winzingen.
  • Es gibt auch viele große Parkplätze, die man mit Paneels bedecken könnte. Gibt es wirklich zielführende Gespräche für Alternativen zu den Ackerflächen?
  • Die Nähe zum Umspannwerk Süßen als Argument für die Ackerflächen; und gleichzeitig als Argument gegen eine Bebauung anderswo, weil der Strom sonst über zu lange Leitungen geführt werden müsste, sollte man schon schlüssig umd mit reellen Argumenten belegen können.



Und das Wichtigste: Diese Ackerflächen waren Gegenstand der Bürgerentscheide  im Februar 2021.

Die gewerbliche Nutzung und Bebauung wurde mit großer Mehrheit abgelehnt!

 

Link zu den Unterlagen der Gemeinderatssitzung:

Sitzungen (ris-portal.de)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bis dato gab es noch keine Reaktion von Seiten der Verantwortlichen auf das Schreiben vom 29.04.2021.
Umso verwunderter waren wir bei der Gemeinderratssitzung vom 17.05.201 über den Vorschlag zur Schaffung einer neuen Vollzeitstelle, die in Zukunft für die Bespielung von Social Media Kanälen, mehr Kontakt zu den Bürgern und für Bürgerbeteiligung selbst zuständig sein wird.

Am 29.04.2021 haben wir an die Bürgermeister, Stadträt*innen und Gemeinderät*innen der beteiligten Gemeinden Donzdorf, Süßen, Gingen und Lauterstein einen Brief gesandt. Diesen gibt es hier nebenstehend im Original nachzulesen.


Wir sahen uns genötigt diesen Brief zu verfassen, da im Bürgerentscheid darüber abgestimmt wurde, dass der Austritt aus dem Zweckverband zum frühestmöglichen Termin zu erfolgen hat.